Zahnärztin

Nadja Birkenmeier



Kinderzahnpflege - ein Ratgeber

Zähne brauchen von Beginn an Aufmerksamkeit und Pflege

Babys erste Zähnchen, wie freudig werden sie von den Eltern begrüßt! Leider lässt oftmals bald diese Aufmerksamkeit für die niedlichen Beißerchen nach.
Aber Vernachlässigung nehmen die Zähne übel. Dann kann es passieren, dass sie wieder für unangenehme Überraschungen sorgen. Das lässt sich vermeiden.
Bleibende Zähne haben das Zeug dazu, ein Leben lang zu halten und Milchzähne so lange, bis sie durch die bleibenden Zähne ersetzt werden. Gerade bei kleinen Kindern tragen die Eltern eine große Verantwortung dafür, dass das gelingt. Was also sollte man tun, was sollte man unterlassen?

Karies ist ansteckend

Wichtig für das Baby ist, dass die Zähne der Eltern  kariesfrei und saniert sind. Denn wenn man das Kind küsst oder z.B. beim Vorkosten der Nahrung den Löffel in den Mund nimmt, kann man die eigenen kariesauslösenden Mikroorganismen auf die Mundhöhle des Kindes übertragen. Je geringer die Zahl dieser Bakterien im Mund, desto geringer ist die Gefahr der Übertragung der Keime. Was man für sich tut, kommt also auch dem Kind zugute.

Zucker und Säuren meiden

Zucker und Speisereste, aus denen sich Zahnbelag bildet, sind wesentliche Risiken für die Zahngesundheit schon beim Kleinkind. Vermeiden Sie daher schon von Beginn an, das Kind an zuckerreiche Nahrung zu gewöhnen. Der Tee, den man zwischen den Mahlzeiten reicht, soll nicht gesüßt sein! Eistee verbietet sich geradezu. Auch Fruchtsaft selbst in verdünnter Form, und Wasser „mit Geschmack“ enthalten unnötigen Zucker und überdies Fruchtsäuren, die den noch unausgereiften Schmelz der frisch durchgebrochenen Zähnchen schädigen. Das Kind ist mit Wasser am besten versorgt und nimmt es auch an, wenn es nicht schon vorher auf die „süße Spur“ geschickt wurde.

Speichel neutralisert, Nuckelflasche meiden

Stillen ist auch aus zahnmedizinischer Sicht in den ersten sechs Monaten die beste Ernährungsform für das Kind. Bekommt es aber – ob gleich oder später – das Fläschchen, dann sollte man es ihm keinesfalls zur Selbstbedienung, zum Dauergebrauch oder gar als Einschlaf-Hilfe überlassen. Denn das ständige Saugen und Nuckeln und die kontinuierliche Nahrungszufuhr verhindern, dass der Speichel seinen Dienst als natürliches Reinigungs- und Neutralisationsmittel im Mund versehen kann. Er ist sehr mineralstoffreich und bewirkt, dass sich das aus seinem natürlichen Gleichgewicht gebrachte Milieu in der Mundhöhle wieder erholen kann. Das ist für die Zähne oft überlebenswichtig. Die Nuckelflasche sollte das Kind deshalb nur eine kurze Zeit begleiten. Spätestens nach dem ersten Geburtstag sollte jedes Kind lernen, aus der Tasse zu trinken.

Nuckel abgewöhnen

Ein kiefergerechter Sauger ist eindeutig dem Daumen vorzuziehen – aber nur für begrenzte Zeit! Spätestens wenn das Kind zwei Jahre alt ist, muss es daran gewöhnt werden, ohne Nuckel auszukommen. Denn das ständige Saugen führt zu Verformungen des Kiefers und zu Fehlstellungen der Zähne, die später nur mit großem Aufwand zu korrigieren sind. Das kann man Schritt für Schritt erreichen: Beispielsweise sollte man konsequent darauf achten, dass der Nuckel beim Sprechen nicht im Mundwinkel hängt. Und bei Beschäftigung und Spielen ist er doch eigentlich auch nur im Weg.

Zähneputzen will gelernt sein

Schon der erste Zahn will geputzt werden – wie alle anderen auch. Dafür gibt es weiche und kleine Zahnbürsten und speziell dosierte Fluorid-Zahnpasten (500 ppm Fluoridanteil bis zum 6. Lebensjahr), denen die zahnmedizinische Wissenschaft vor der Fluoridtablette den Vorrang gibt. Das Zähneputzen ist für viele Eltern eine Herausforderung, aber es muss sein! Wichtig ist, dass man Geduld aufbringt und nicht den Mut verliert. Abends ist es wichtig, einen dünnen Film Zahnpasta auf die Bürste zu geben, um den Zähnen Fluorid zuzuführen, das für die Zahnschmelzhärtung bedeutsam ist, nach dem zweiten Geburtstag soll auch morgens mit erbsengroß dosierter fluoridierter Zahnpasta geputzt werden. Dass das Kind den Schaum noch nicht ausspuckt, ist ungefährlich. Das abendliche Zähneputzen sollte als fester Bestandteil des Rituals vor dem Schlafengehen eingeführt werden. Danach soll es nichts mehr zu essen und zu trinken (außer Wasser) geben. Das Putzen gelingt meist am leichtesten, wenn man sich das Kind auf den Schoß setzt, es in den Arm nimmt und leicht zurücklehnt.

"Das will ich alleine“

Möglichst schnell wollen die kleinen Kinder auch „alleine“ putzen. Das soll man fördern, aber zugleich auch durchsetzen, dass stets die Eltern nachputzen. Denn so intensiv die Kinder auch schrubben: ihre feinmotorischen Fähigkeiten reichen bis zum neunten Lebensjahr(!) nicht aus, um Zahn für Zahn tatsächlich rundum zu säubern. 

Fluorid richtig dosieren

Fluorid wirkt am effektivsten, wenn es direkt mit dem Zahnschmelz in Berührung kommt. Deshalb sind fluoridierte Zahncremes einer Einnahme von Fluoridtabletten vorzuziehen. Wir empfehlen deshalb, die Fluoridzufuhr über Zahnpasta, fluoridiertes Speisesalz (siehe Tabelle) und gegebenenfalls über zusätzliche individuelle Maßnahmen in der Zahnarztpraxis (Auftrag von Lack) zu sichern. Nicht zu viel verwenden: Erbsengröße. So lässt sich eine Überdosierung von Fluorid vermeiden. Sie kann an den Zähnen weißliche oder bräunliche poröse Flecken verursachen.
Bitte beachten: neue Kinderzahnpasten haben oftmals einen erhöhten Fluoridgehalt von 1000 ppm. Hier ist besonders auf die Dosierung zu achten: Bis 2 Jahre nur einen Film/reiskorngroß, 2-6 Lahre erbsengroß!

 

 

Beim Zahnarzt

Unser größtes Ziel bei der Behandlung von Kindern ist die schonende Behandlung, damit die Kleinen gar nicht erst einen Grund haben, Angst vor dem Zahnarzt zu bekommen. Wir legen Wert auf eine einfühlsame Behandlung, die die Kinder Schritt für Schritt auf den Ablauf einer zahnärztlichen Behandlung vorbereitet. Damit erreichen wir, dass die Kinder mehr Vertrauen gewinnen und somit auch eine vielleicht unangenehme Behandlung ohne großes Geschrei tolerieren. 

Dies setzt voraus, dass die Kinder so früh wie möglich an die Zahnarztpraxis gewöhnt werden. Sie sollten ab dem ersten Zahn regelmäßig zur Kontrolluntersuchung der Eltern mitgebracht werden. Auch wenn wir dann noch nicht viel machen, lernen sie, dass es beim Zahnarzt auch schön sein kann - es gibt Spielzeug im Wartebereich und für tapfere Helden stehen immer kleine Belohnungen bereit.
Finden die Kontrollen frühzeitig und regelmäßig statt, kann man Karies viel besser vorbeugen. Und sollte doch einmal ein Löchlein gefunden werden, ist es meist noch so klein, dass es schnell und ohne Schmerzen gefüllt werden kann. Lassen Sie die Kinder nicht spüren, falls Ihnen der Besuch beim Zahnarzt unangenehm ist. Und vor allem: versprechen Sie Ihrem Kind nicht, dass es nicht wehtun wird. Das ist ein Versprechen, das nicht immer eingehalten werden kann, und Ihr Kind wird eher skeptisch als beruhigter.

Individualprophylaxe

Für Kinder ab 6 Jahren ist ein wichtiger Bestandteil des regelmäßigen Zahnarztbesuchs die halbjährliche Individualprophylaxe (Putzkontrolle, Anfärben der Beläge, Putzübungen, Kariesrisiko-Bestimmung, Fissurenversiegelung, Fluoridierung). Bei hohem Kariesrisiko können auch bei Kindern unter 6 Jahren zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Diese Maßnahmen haben in den letzten Jahren das Auftreten von Karies bei Kindern drastisch gesenkt. Ein kariesfreies Gebiss bei Eintritt in das Erwachsenenalter ist heutzutage keine Seltenheit mehr. 

Zahnunfälle

Wenn die bleibenden Oberkiefer-Schneidezähne durchgebrochen sind, kommen Zahnunfälle häufiger vor, wegen der exponierten Lage. Hier können Zahnrettungsboxen herausgeschlagenen Zahn retten. Diese gibt es meist in den Grundschulen und im Hort im Erste-Hilfe-Set. Falls Ihr Kind in einem Verein Sport treibt, ist es sinnvoll, nachzufragen, ob eine Box angeschafft wurde.





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